ABS Stories
Aus Erfahrungen lernen: Benin
Biologisches Material: Pilze
Forschungsgebiet: Ökologie, Evolution, Taxonomie
Forschung: Grundlagenforschung, nicht-kommerziell
Schwerpunkt: Erforschung der Ökologie, Morphologie und Taxonomie tropischer Pilze. Morphologische Merkmale wurden mit molekularen Sequenzdaten für phylogenetische Analysen kombiniert. Das Ergebnis waren für die Wissenschaft neue Arten, neue Artennachweise für Benin und Einblicke in die Evolution der Pilze. Die Forschung wurde mit Lehrtätigkeiten kombiniert.
Materialbeschaffung: Ganze Exemplare wurden von Mitarbeitenden der Universität in Deutschland zusammen mit dem Kooperationspartner in Benin im Feld gesammelt. Weitere Exemplare wurden vom Kooperationspartner zur Verfügung gestellt. Das Material wurde von der Arbeitsgruppe in Deutschland und im Herkunftsland verwendet.
Kooperationspartner: Eine öffentliche Universität in Benin
Finanzierung: Private Stiftung (2015, 2016, 2017)
Lactarius flammans, N. S. Yorou
Russula oleifera, N. S. Yorou
ABS-Prozess
Zeitaufwand für den Prozess in Vollzeit: 12 Tage (beide Kooperationspartner zusammen)
Dauer bis zum Erhalt aller ABS-Dokumente: Ungefähr 2 Jahre. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Benin noch in der Entwicklung seines ABS-Verfahrens, die nun abgeschlossen ist. Die Bearbeitungszeiten für ABS-Anträge sind in der entsprechenden Richtlinie festgelegt und sollten 60 Tage nicht überschreiten. Die tatsächliche Dauer des ABS-Verfahrens variiert jedoch je nach dem gestellten Antrag und der Dauer, die für die Aushandlung des Vorteilsausgleichs und der Zugangsbedingungen benötigt wird.
Erhaltene ABS-Dokumente: Vorherige Einverständniserklärung, Vorteilsausgleichsabkommen, ABS-Genehmigung
Weitere erhaltene Dokumente: Ausfuhrerlaubnis, Sammlungsgenehmigung, Pflanzengesundheitszertifikat für den internationalen Transport von Proben, Materialtransfervertrag mit der kooperierenden Universität
Benin ist gerade dabei, seine ABS-Richtlinien zu entwickeln. Die ABS-Genehmigung wurde der deutschen Universität unter Benins vorläufigen Maßnahmen ausgestellt. Die entsprechenden Maßnahmen und das ABS-Verfahren in Benin sind im ABS Clearing House auf Französisch beschrieben.
Die nationale Kontaktstelle wurde zuerst vom örtlichen Kooperationspartner, der den Großteil des ABS-Prozesses im Namen der deutschen Universität erledigte, kontaktiert.
Ein Bewerbungsformular und Vertragsentwurf wurden der Kontaktstelle bereitgestellt, welche Feedback zu den ausgefüllten Dokumenten gab. Diese wurden entsprechend dem Feedback vor einem eintägigen Symposium überarbeitet, bei dem der örtliche Kooperationspartner den Antrag direkt mit dem ABS-Ausschuss besprechen konnte, der für die Entscheidung über die Gewährung des Zugangs verantwortlich war. Die ABS-Dokumente wurden entsprechend der Besprechung auf dem Symposium finalisiert und die ABS-Genehmigung wurde anschließend von der Direction Générale des Eaux, Forêts et Chasse/Ministère du Cadre de Vie et du Développement Durable ausgestellt. Ein international anerkanntes Compliance Zertifikat wurde im ABS Clearing House veröffentlicht.
Cantharellus addaiensis, anonym
Lactarius gymnocarpoides, anonym
Vorteilsausgleich
Die Parteien der Vorteilsausgleichsvereinbarung sind die deutsche Universität, die Partneruniversität in Benin und die Regierung Benins.
Der Professor der deutschen Universität, welcher die Forschung leitet, hat das Vorteilsausgleichsabkommen unterzeichnet. Von der universitären Rechtsabteilung wurde keine Rechtsberatung in Anspruch genommen, da dies nicht als notwendig empfunden wurde.
Das Hauptaugenmerk der Tätigkeiten lag auf der Lehre und Förderung junger WissenschaftlerInnen in Benin und anderen Ländern im tropischen Afrika. Welche Vorteile wurden geteilt?
- Teilen der Daten und Ergebnisse, sowie Koautorenschaft aller Veröffentlichungen der deutschen und beninischen Forschenden
- Schulungen vor Ort wurden für die Studierenden der deutschen und beninischen Universität
- Finanzierung von Studienaustauschen
- Bereitstellung von Finanzmitteln zum Ausbau der Forschungsinfrastruktur oder Ausrüstung
Sollte ein potentieller industrieller oder kommerzieller Nutzen aus den Forschungen hervorgehen, werden die Parteien ein zusätzliches Vorteilsausgleichsabkommen verhandeln.
Ratschläge für andere Forschende, die biologisches Material aus Benin beziehen
Was empfehlen die deutschen Forschenden anderen, die biologisches Material aus Benin beziehen?
Das sorgfältige Lesen der im ABS Clearing House verfügbaren Informationen ist ein wichtiger erster Schritt im ABS-Prozess. Dies sollten Sie tun bevor bevor Sie die nationale Kontaktstelle in Benin kontaktieren. Sie müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass die Kontaktstelle nicht immer schnell auf Ihre Anfragen reagieren kann, z. B. aufgrund von hoher Arbeitsbelastung, Krankheit, Urlaub usw. Sie könnten in Erwägung ziehen, nach einigen Wochen eine freundliche Erinnerung zu schicken, wenn Sie noch keine Antwort erhalten haben.
Starten Sie frühzeitig mit dem ABS-Prozess und seien Sie geduldig. Planen Sie ein, dass es einige Zeit dauern kann, alle benötigten Dokumente zu erhalten. Ihr Antrag kann nur bearbeitet werden, wenn er vollständig ist, prüfen Sie ihn also auf Richtigkeit und Vollständigkeit! Wenn Sie Schwierigkeiten beim Ausfüllen der Antragsformulare haben, sollten Sie sich mit der nationalen Kontaktstelle in Verbindung setzen, um Unterstützung zu erhalten. Es ist auch möglich, dass die Dokumente geändert werden müssen, bevor sie bearbeitet werden können, also sollten Sie genügend Zeit für ein mögliches Hin und Her zwischen Ihnen und den beninischen Behörden einplanen. Auch das Aushandeln der Vereinbarung über den Vorteilsausgleich kann zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen.
Auch wenn die Sprache kein Hindernis darstellte, war Unterstützung des lokalen Kooperationspartners unersetzlich, da einige Behördenbesuche vor Ort notwendig waren, was aus Deutschland nicht möglich gewesen wäre. Fragen Sie ihre(n) örtlichen Kooperationspartner nach Unterstützung im ABS-Prozess. Auch wenn die Sorgfaltsspflicht die Verantwortung der Forschenden in Deutschland bleibt, kann es sein, dass es einfach nicht möglich ist, die benötigten ABS-Dokumente aus der Ferne zu beschaffen.
Machen Sie den ABS-Prozess lohnenswert für Ihre(n) Partner. Die Beschäftigung mit dem ABS-Prozess kann zeitintensiv sein. Es ist wichtig, sich Gedanken zu den Vorteilen für Ihre Kooperationspartner zu machen und diese deutlich zu kommunizieren.