ABS Stories
Aus Erfahrungen lernen: Vietnam
Institut: Ein Institut in Deutschland im Bereich Meeresforschung
Biologisches Material: Großalgen, wie Seetang
Forschungsfeld: Biochemie
Forschung: Grundlagen- und angewandte Forschung, nicht-kommerziell
Schwerpunkt: Die Diversität und Häufung von Großalgen, potenzieller Nutzen für die Kosmetikindustrie und Anbautechniken.
Kooperationspartner: Das Material wurde mit allen fünf Projektpartnern, inklusive vier Forschungsinstituten (eines in Deutschland und drei in Vietnam) und einem deutschen Industriepartner geteilt.
Materialbeschaffung: Die Proben wurden von den vietnamesischen Partnern und WissenschaftlerInnen des deutschen Forschungsinstituts im Feld gesammelt.
Finanzierung: Privat
Finanzierungsdauer: 2018-2020
Fotos: M. Teichberg
ABS-Prozess
Zeitaufwand für den Prozess in Vollzeit: 4 Wochen
Dauer bis zum Erhalt aller ABS-Dokumente: 5 Monate
Bearbeitungsdauer der ABS-Bewerbung: 3,5 Monate
Benötigte ABS-Dokumente: Vorherige Einverständniserklärung (Forschungsvereinbarung), Vereinbarung zum Vorteilsausgleich, eine ABS-Genehmigung, eine Materialtransfervereinbarung zwischen dem Akteur, der das Material zu Verfügung stellt und dem, der das Material annimmt.
Weitere benötigte Dokumente: Forschungserlaubnis, Sammlungserlaubnis
Vor Beginn des Prozesses wurden die deutschen Forschenden von einer anderen Person aus demselben Institut bezüglich des ABS-Prozesses beraten.
Eine Voraussetzung für den ABS-Prozess war ein Forschungsabkommen zwischen den verschiedenen Instituten, welche zum Projekt gehörten. Dieses Abkommen wurde als vorherige Einverständniserklärung (Prior Informed Consent – PIC) gewertet. Die Finalisierung dieses Dokuments dauerte länger als der gesamte ABS-Prozess an sich. Sobald das Abkommen von den LeiterInnen der jeweiligen Institute unterschrieben wurde, ging der Prozess voran.
Danach gab es zwei wesentliche Schritte, die die Registrierung und das Einsenden einer Bewerbung für eine ABS-Genehmigung enthielten.
Die vietnamesischen Partner unterstützten den gesamten Prozess. Zusätzlich gab es auch direkte Kommunikation zwischen den vietnamesischen Behörden und dem deutschen Forschungsinstitut per E-Mail. Die vietnamesischen Behörden haben immer schnell geantwortet.
Die ABS-Genehmigung wurde vom Ministry of Natural Resources and Environment (Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt) ausgestellt.
Das international anerkannte Compliance Zertifikat wurde im ABS Clearing House veröffentlicht.
Fotos: M. Teichberg
Vorteilsausgleich
Die Vorteilsausgleichsabkommen sind in zwei Forschungsabkommen festgehalten. Ein Abkommen wurde zwischen dem Industriepartner und dem deutschen Forschungsinstitut geschlossen und das andere zwischen dem deutschen Forschungsinstitut und den vietnamesischen Partnern (worin auch die Rolle des Industriepartners definiert wird). Falls der Industriepartner Ansprüche auf das geistige Eigentum stellt, wird der Vorteil mit dem deutschen Forschungsinstitut geteilt. Das zweite Abkommen sichert dann ab, dass das deutsche Forschungsinstitut die Vorteile mit Vietnam teilt.
Die WissenschaftlerInnen haben rechtliche Beratung von der internen Rechtsabteilung und externen Beratern in Anspruch genommen, um die Abkommen zu erarbeiten.
Welche Vorteile gibt es bis jetzt?
- Ergebnisse werden mit den Kooperationspartnern geteilt
- Koautorenschaft bei den Veröffentlichungen von den vietnamesischen und deutschen Forschenden
- Bereitstellung von Finanzmitteln für internationalen Reisen nach Deutschland, um die Proben gemeinsam aufzubereiten, das Projekt mit den Partnern zu besprechen, und die vietnamesischen Partner dem Industriepartner vorzustellen
- Bereitstellung von Finanzmitteln für eine Forschungsinfrastruktur und Ausrüstung für die kooperierenden vietnamesischen Institute
Wenn das Projekt in eine kommerzielle Phase übergeht, wird erwartet, dass die Algenbauern und die lokalen Gemeinden in Vietnam durch die Entwicklung einer neuen Wertschöpfungskette profitieren würden.
Ratschläge für andere Forschende, die biologisches Material aus Vietnam beziehen
Das Forschungsinstitut in Deutschland hat positive Erfahrungen mit ABS in Vietnam gemacht, auch wenn es einige typische Herausforderungen gab, wie beispielsweise die Sprachbarriere und Unwissen, wie der ABS-Prozess genau funktioniert.
Was empfehlen die Beteiligten?
Planen Sie genug Zeit für den ABS-Prozess ein, bleiben Sie geduldig und machen sie einen Schritt nach dem anderen. Vor allem das Erstellen der Abkommen mit den verschiedenen Instituten hat einiges an Zeit in Anspruch genommen. Überlegen Sie sich, welche Schritte frühzeitig gemacht werden können, eventuell sogar bevor Ihr Forschungsprojekt genehmigt wird oder bevor Sie überhaupt anfangen, den Projektantrag zu schreiben!
Selbst Ihre lokalen Partner sind möglicherweise nicht mit dem ABS-Prozess vertraut und unsicher, wie vorgegangen wird. Kontaktieren Sie die nationale Kontaktstelle, um herauszufinden, wie der Prozess funktioniert und seien Sie gegenüber den zuständigen Behörden transparent über Ihre Arbeit.
Berücksichtigen Sie mögliche kulturelle Unterschiede und überlegen Sie sich, wie Sie mit Sprachbarrieren umgehen werden. Ihre örtlichen Kooperationspartner werden darin eine wichtige Rolle spielen. Ohne die Forschungspartner in Vietnam wäre das Koordinieren des ABS-Prozesses mit den lokalen Behörden sehr schwierig geworden.
Ziehen Sie eine Rechtsberatung in Betracht. In diesem Fall war es notwendig, um das Abkommen zwischen den Forschungsinstituten und das Abkommen zwischen dem deutschen Forschungsinstitut und dem Industriepartner zu erarbeiten.